[Black Box XII]; [Entwurf]
Em kannte diese Welt; sie hatte sie selbst entworfen, wusste sie. Sie jetzt selbst zu betreten, stellte jedoch eine Herausforderung dar, eine Umstellung. Hier würde sie die Last ihrer Rolle einer Datenträgerin ablegen dürfen.
Eine Umstellung. Hier wurden Informationen erschlossen, indem man Fahrzeuge betrat und den Aufenthaltsort jener Daten aufsuchte, die man begehrte. Manchmal nur virtuell, aber reale Anfragen wurden bevorzugt behandelt; das Begehren konnte abgewiesen werden und die Fahrzeuge waren teuer zu betanken. Glückssache, manchmal. Gelegentlich schickte man freilich InformantInnen vor, deren Guthaben noch nicht aufgebraucht war. Nicht die Daten kosteten, sondern der Weg zu ihnen. Und man musste auch für den Rückweg planen.
Em hatte noch eine Welt gekannt, in der Informationen flossen. Wie Flüssigkeiten, eigentlich, überlegte sie. Damals gab es noch ein Zuviel an Information. Daten waren allgegenwärtig. Sie schauerte. Man ertrank in ihnen.
Sie dachte aber auch an Fruchtwasser, das trug — in dem man vielleicht gleichsam … schwebte.
Em erinnerte sich an Frauen, menschliche Frauen, die Kinder in sich trugen und gebaren. Sie war sich sicher, nicht Erfinderin der „künstlichen Gebärmutter“ gewesen zu sein (wie man sie damals nannte, glaubte sie). Aber völlige Gewissheit blieb ihr verwehrt; die Daten dazu waren an Orten abgelegt, deren Namen sie vergessen hat. Sie fragte sich, wer dort wohl jetzt lebte. Sie hatte zwar Welten erschaffen, aber sie war alt und ihre Speicher verschlissen.
Em betrat diese Welt und wusste, sie wurde erwartet.