Wir saßen beieinander, kannten einander kaum, sprachen aber über Treue, aus verschieden gegebenen Anlässen.
Treue sei Loyalität, ein Vertrauensvorschuss, der nicht verdient werden müsse, gelegentlich aber erneuert, und vor allem: neu definiert, grinste mein Gegenüber in ihr Glas.
Ich sagte, Treue sei Bekenntnis, immer wieder zurückzukommen auf Vereinbartes. So sei sie immer im Fluss. Und sie habe recht: Es gebe keine starre Treue.
Der neben mir schüttelte nüchtern den Kopf. Es müsse absolute Regeln geben. Er ist und bleibt der Betrogene.
Ihm gegenüber saß die Schöne, die mir jeden Kompromiss wert gewesen wäre. Sie lächelte nur schweigend, wissend, den gedachten Konjunktiv genießend, den ich für mich behielt. Ihre war die treuste Seele hier.