Der Daumennagel. Gerissen.
Wochenlang wachsen lassen, bis ich wieder ordentlich Gitarre spielen kann.
Meist beim S-Bahn- oder Busfahren. Ich greife nach der Stange, um mich festzuhalten, wenn es bremst, anfährt oder eine scharfe Kurve nimmt. Der Daumen ist immer gefährdet.
Wenn ich zuhause bin: abschneiden und feilen. Damit es nicht tiefer einreißt.
Ich sollte in der Bahn nicht lesen. Oder nur einhändig.
Oder mich doch hinsetzen.
Ich mag nicht, wenn Leute über mir stehen. Die Knie berühren sich. Das lenkt ab.
Ich werde oft angesprochen. Als stünde auf meiner Stirn: »Erzählen Sie mir etwas; es interessiert mich.« Ich kann mich dem dann nicht entziehen. Denn es ist ja tatsächlich so, dass die Leute, sobald sie eine Stimme haben, mir nicht mehr egal sind. Und es fängt zudem meist mit einer Frage an.
Auf den Trick mit den Ohrhörern fallen die nicht herein. Worüber ich schon oft schmunzeln musste.
Ich höre alles um mich herum. Warum würde ich das Haus verlassen, wenn ich die Menschen nicht liebte? Man bedenke die Keime im dichten öffentlichen Nahverkehr.
Sie fragen, was ich höre. Ich antworte, die Stöpsel aus meinen Ohren ziehend: »Eine Attrappe.« Sie verstehen sofort (alle verstehen, wenn auch manche falsch) und fangen an, sich entschuldigend abzuwenden. Ich frage dann: »Was hören Sie denn?« Ich sieze, auch wenn man mich duzt.
»Ich höre nichts«, antworten sie. Sie meinen die Kopfhörer, die sie nicht tragen; ich meine ihre Ohren. Gemeinsame Reise.
Andere fragen (es mögen mehr sein), was ich lese. Nie sind dann meine Bücher Attrappen gewesen.
Und ich lese vor. Ihnen – und mir. Zweihändig.