32. – Übermorgen

Übermorgen, am Dienstag, jährt sich die Turmsache, der ich mich schon in einigen Texten gewidmet habe. Ich sitze seit Wochen an einer Fortsetzung, die sich mit dem Terrorzeugs nicht weiter abgibt, eher mit dem biblischen Babel. Neun Verse im ersten Buch Mose. Vielleicht kriege ich einen Rappel und plötzlich steht da irgendwas Brauchbares. Angefangen habe ich bestimmt sechsmal. Ich hatte verschiedene Kommentare zu den Turmtexten erhalten, die das Wort zynisch anführten und bin nun verunsichert (passiert mir nicht oft). Sarkastisch bin ich, ironisch ist das Leben; „zynisch“ mag ich nicht auf mir sitzen lassen.

Als an jenem Mittwoch die Trümmer noch vom Vortag staubten, gab ich (als Stellvertretung) Jugendlichen Konfirmationsunterricht; bei denen ging der Spruch um:
„United Airlines fliegt Sie jetzt direkt ins Büro.“
Man kann allem eine Wahrheit abringen.
Ich hatte mich darauf vorbereitet, die jungen Leute an diesem Tag ausgerechnet über den Islam zu belehren. Persönlich befand ich mich in einer Trennungs-oder-doch-nicht-Phase von meiner Familie und war alles andere als ausgeglichen-sachlich.
Vorschnelle Klugscheißer, die alles schon vorher wussten. Verschwörungstheoretiker. Ich kann nicht ausschließen, dass ich zu dieser Art Mensch gehöre, aber damals gingen die mir richtig auf den Sack. („Making sense of things“, nennt man das abwertend auf Englisch.) Heute kann ich liebevoll Texte über die schreiben.

Im Fernsehen hatte man live gesehen, dass Menschen Hand in Hand aus hohen Fenstern sprangen.
Mir wurde vieles klar: Den gemeinsamen Absprung nur vom Aufprall her zu sehen, ist ein Betrug am Entschluss.
Und mit den Türmen fiel meine Entscheidung.

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