sie sprach
von verstorbenen Freundschaften
von ihrer ersten Liebe
an die nie wieder eine rankäme
nicht mal ihr Mann
der davon nie erfahren habe
sie habe gut gelebt
auch nach ihm
dies sei genug
dankbar sei sie
was sie nicht alles durchgemacht habe
und überlebt
daran erstarkte
an ihren Fehlern
würde nichts anders machen
oder doch alles
nein, sie sprach nicht
sie redete
wie im Leben
wie am Leben
klammerte sie
sterbend sich an jedes Wort
jede Woche mindestens ein Buch
seit ich sie kannte
Disziplin, Gewissen
eiserne und schlechtes
die meisten Bücher hatte ich besorgt
geschriebene Worte
vertrieben Einsamkeit
seit ihr Mann gestorben war
Schriftsteller
mir unbekannt
nach ihm
war ich
zehn Jahre
unerwartet lange
ihre Sterbebegleitung
mein Beruf
alle Bücher gemeinsam gelesen
erst sie, dann ich
anfangs manchmal, zuletzt meist
las ich ihr vor
dann die gemeinsamen Gespräche
und stets:
nur die Worte nahm sie wahr
und nie die Schrift
ich musste oft mich grausam fragen
war sie ihres Mannes Tod?
doch
gütige Augen
scharfer Geist
die Stimme eines Engels
sie war sein Leben
und
was stirbt mit ihr in mir? Was bleibt?
ich schreibe
doch nur dies Einmal
über sie