Bühne! Blendung! Kunst!
Kult! Dienst!
Dunst!
Der Künstler sucht die Kodierung,
die seine Fiktionen dem Rezipienten
hinreichend wirklich erscheinen lässt;
wenn auch nicht wirklich real.
Er erwartet von den Zuschauern
einen befristeten Aufschub
ihres skeptischen Zweifels
zugunsten des antizipierten Genusses.
Bühne! Blendung! Kunst!
Kult! Dienst!
Dunst!
Das Publikum der attischen Antike kannte
schon vor dem Vortrag den tragischen Stoff,
den man ihm theatralisch darbieten würde,
und wusste doch,
dass die vorbereiteten Verse und Reden
in Erstaunen versetzen würden, und dass
Mitleid, Rührung und Furcht und Schauder
zuletzt immer erleichterter Reinigung weichen.
Bühne! Blendung! Kunst!
Kult! Dienst!
Dunst!
Zum kathartischen Schluss
träte im Zweifel mechanisch, rollend,
unmotiviert, ein Gott oder eine Göttin auf,
von einem Kran, einem Galgen hängend,
und brächte die ersehnte Wendung
in die vertrackte, tragische Handlung.
Bühne! Blendung! Kunst!
Kult! Dienst!
Dunst!
Waren die Götter – frei nach Nietzsche –
hier schon tot,
als die attischen Tragiker sich anmaßten,
über Bilder der Götter zu verfügen,
damit ihre gedichteten Geschichten
das ohnehin überlieferte Ende erführen?
Bühne! Blendung! Kunst!
Kult! Dienst!
Dunst!
Bocksgesang!