128. – kynismós

Ich mag die Straße nicht mehr sehen. Wie sie unter mir sich stinkend windet, besonnt, betreten von fremden, beschusterten Füßen und pfotigem Getier. Das Pflastergestein blendet mich. Bis hier oben hin! Ich schaue drauf und es schaut mir zurück. Ich fordere vielmehr strömende Regenergüsse, damit die Leinenleute fortgehen. Und ihre kotenden Köter mit sich nehmen. Wenn der graue Asphalt unter deckendem Himmel einsam fließende Muster glänzt, dann kommt meine Zeit. Dann will ich nackend mich dort unten wälzen, in den Rinnen der reingespülten Straße suhlen, an den feuchten Bäumen meinen krummen Rücken geradekratzen. Meinen Speichel mit Regenschwaden vermengen, noch bevor sie den Beton erreichen. Klatschen sollen die Schauer auf meinen Bauch und meinen Arsch. Ich trommle dem Rhythmus tanzend Applaus, und wir springen zusammen über beharrliche Blechlatrinen. Und ich brüll mir die Jahreszeit von der Brust, schwinge mich vermaledeit über flackernde Laternen auf meinen gesüdeten Blumenbalkon zurück. Da unten das blökende Urbanvieh weiß ja nicht, was ihm entgeht.

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1 Gedanke zu “128. – kynismós”

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