Religion kann im besten Falle der Ort sein, an dem die von den sozialen Systemen gebeutelten Individuen auf dem Schnittpunkt von Personalität und Sozialität ihrer selbst inne werden und den wirtschaftlich gesteuerten Verwertungszusammenhang für eine heilsame Selbstbesinnung unterbrechen. […] Die Religionsprofis müßten dementsprechend zur sensiblen Deutung und Begleitung der Selbstfindungsprozesse der Individuen angeleitet werden, anstatt in Bergen von dogmatischen und exegetischen Texten zu ertrinken.
(M. Murrmann-Kahl 1999, Erinnerung an Falk Wagner zu dessen 1. Todestag)
Quelle:
https://web.archive.org/web/20050207110638/http://www.bewusst-gemacht.de/wagner.htm
Wirklichkeitskonstruktionen von Aktanten sind subjektgebunden, aber nicht subjektiv im Sinne von willkürlich, intentional oder relativistisch. Und zwar eben deshalb, weil die Individuen bei ihren Wirklichkeitskonstruktionen […] immer schon zu spät kommen: Alles, was bewusst wird, setzt vom Bewusstsein aus unerreichbare neuronale Aktivitäten voraus; alles, was gesagt wird, setzt bereits das unbewusst erworbene Beherrschen einer Sprache voraus; worüber in welcher Weise und mit welchen Effekten gesprochen wird, all das setzt gesellschaftlich geregelte und kulturell programmierte Diskurse in sozialen Systemen voraus. Insofern organisieren diese Prozesse der Wirklichkeitskonstruktion sich selbst und erzeugen dadurch ihre eigenen Ordnungen der Wirklichkeit(en).
Quelle: S. J. Schmidt,
zitiert aus
http://de.wikipedia.org/wiki/Soziokultureller_Konstruktivismus
„Ich bin vernetzt, also bin ich“ heißt es (von mir in der Übersetzung korrigiert) in dem zweiten, dem Wikipedia-Artikel. Angewiesenheit. Anders ausgedrückt: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“?
Wir kommen schon zu spät. Das finde ich treffender. Es ist in diesem Sinne für mich sinnvoll, an Gott zu glauben — als eine Instanz, die vor „mir“ (oder „uns“) da war, vorrational. Da sie — ob es sie nun, rational betrachtet, gibt oder nicht — die Welt erschuf, wie „ich“ (oder wir) sie vorfand(en). Vor dem methodischen Zweifel, der bei Descartes ja nur zu einem schlaffen, einsamen „Ich denke, also bin ich“ führt.