21. – Sie kennt mich

Das Buch lag auf ihrer Brust, noch aufgeschlagen, einige Seiten geknickt. Sie erwachte, als ich es aufhob und zuklappte.
»Das ist meins«, stellte ich fest, »ich wusste nicht, dass du dich für Freud interessierst.«
»Du warst nicht da, und ich wollte noch wach sein, wenn du kommst.« Sie streckte sich. »Und es lag am Bettrand.«
Sie legte sich aufrechter hin, drehte sich zu mir und klemmte sich ein kleines Kissen unter den Kopf. Auch meins. Sie drückte ihr Gesicht rein, atmete ein.
»Es riecht nach dir«, sagte sie, »kommst du bald?«
»Ja. Bald«, sagte ich, »ich will nur schnell ein paar Sachen aufschreiben, Notizen abtippen, und so.«
Sie schloss die Augen und nickte.
Ich wollte nicht reden; das lenkt mich ab. Sie kennt mich.
Sie liest meine Bücher, um bei mir zu sein.
Ich werde nicht schlafen können ohne mein Kissen.
Ich werde sie nochmals wecken müssen. Dürfen.

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