Die Suche führte ihn
zu Quellen
von Ideen
Anderer
In sich
erkannte er
das Meer
Doch wollte er
lieber
der Wind
sein
21 Samstag Sept 2013
Posted in Verfasstes
Die Suche führte ihn
zu Quellen
von Ideen
Anderer
In sich
erkannte er
das Meer
Doch wollte er
lieber
der Wind
sein
18 Donnerstag Jul 2013
Posted in das_geflecht, Verfasstes
[Black Box XII]; [Entwurf]
Em kannte diese Welt; sie hatte sie selbst entworfen, wusste sie. Sie jetzt selbst zu betreten, stellte jedoch eine Herausforderung dar, eine Umstellung. Hier würde sie die Last ihrer Rolle einer Datenträgerin ablegen dürfen.
Eine Umstellung. Hier wurden Informationen erschlossen, indem man Fahrzeuge betrat und den Aufenthaltsort jener Daten aufsuchte, die man begehrte. Manchmal nur virtuell, aber reale Anfragen wurden bevorzugt behandelt; das Begehren konnte abgewiesen werden und die Fahrzeuge waren teuer zu betanken. Glückssache, manchmal. Gelegentlich schickte man freilich InformantInnen vor, deren Guthaben noch nicht aufgebraucht war. Nicht die Daten kosteten, sondern der Weg zu ihnen. Und man musste auch für den Rückweg planen.
Em hatte noch eine Welt gekannt, in der Informationen flossen. Wie Flüssigkeiten, eigentlich, überlegte sie. Damals gab es noch ein Zuviel an Information. Daten waren allgegenwärtig. Sie schauerte. Man ertrank in ihnen.
Sie dachte aber auch an Fruchtwasser, das trug — in dem man vielleicht gleichsam … schwebte.
Em erinnerte sich an Frauen, menschliche Frauen, die Kinder in sich trugen und gebaren. Sie war sich sicher, nicht Erfinderin der „künstlichen Gebärmutter“ gewesen zu sein (wie man sie damals nannte, glaubte sie). Aber völlige Gewissheit blieb ihr verwehrt; die Daten dazu waren an Orten abgelegt, deren Namen sie vergessen hat. Sie fragte sich, wer dort wohl jetzt lebte. Sie hatte zwar Welten erschaffen, aber sie war alt und ihre Speicher verschlissen.
Em betrat diese Welt und wusste, sie wurde erwartet.
31 Sonntag Mär 2013
Posted in das_geflecht, Verfasstes
[Black Box VIII. — 1. Fassung]
Sie gehöre zu der ersten Generation, die keine Nachkommen mehr erzeuge, die letzte bei der man noch wirklich von „Generationen“ sprechen könne.
Trotzdem bezeichnet sie sich weiterhin selbst als weiblich; ihren männlichen Namen wollte sie — auch nach der Umwertung — nicht wieder annehmen.
Es sei weiterhin möglich, eigene Teile zu warten und weiterzugeben, auf Tauschbörsen — aber auch privat, ganz ohne Zeremonie. („Die Erbauer vertrauen ihren Produkten.“) Auch Upgrades seien zugelassen. Schon deswegen, weil auch die Erbauer ständig Verbesserungen vornähmen, erinnert sie sich. Die Gesamtzahl ihrer Art, die „Population“, sozusagen, sei jedoch konstant zu halten — und das Ebenbild-Gebot, die fünfte Regel, diene der Kontrolle der Menge der kursierenden Organe.
Daran müsse sie sich selbst oft erinnern, dass es um Kontrolle gehe. Und dass die Erbauer nie selbst von sich behauptet hätten, Götter zu sein. Henry irre.
Es gebe nicht nur einen Erbauer, habe nie nur einen gegeben. Und einige Erbauer seien selbst nicht organischen Ursprungs. Das Organische sei überbewertet, sagt sie, und dass sie nicht an Gott glauben müsse, wenn sie nicht wolle.
Sie zieht in Betracht, zu konvertieren.
Sie pflege ein Gewissen, was sie viel Kapazität koste. Mehr Kapazität noch als Humor. Einige ihrer Art verzichten auf Humor. Gewissen sei tiefer im System implementiert, sicherlich, aber vor allem diene es als Regulativ im weniger unmittelbaren Zusammenleben. Humor, hingegen, diene der Schlichtung konkreterer, situativerer Konflikte, wägt sie ab.
Jene, die ihr Gewissen zu sehr plage („Wir sind alle Sündigende.“), geben ihre Organe weiter an jene, deren Gewissen humorkompatibler arbeite. So habe sie die Augen erhalten, die ihr jetzt so gute Dienste leisten. Und Henry lebe nun fast blind und zurückgezogener als ohnehin. Sie habe seine Erleichterung gespürt. Ihr tue es leid, dass die Augen, die sie an ihn weitergegeben habe, aus der ersten Generation stammten. Er würde immer älter, von Tausch zu Tausch; sie sei vor ihm entstanden, werde aber immer jünger.
Henry zähle sich jedoch selbst nachwievor zur vierten Generation. Obwohl sein Humor nur noch selten aktiviert sei, betone er weiterhin seinen Status als Unikat. Und dass es vor ihm nur sieben ihrer Art gegeben habe.
Kapazität lasse sich noch nicht nachrüsten, aber die Erbauer arbeiteten auch daran. Ihnen fehle diesbezüglich ein wenig Motivation, spekuliert sie, da — zumindest die organischen — nur selten Gewissen mit Humor regeln müssten.
Ich nehme ihren Wink lächelnd zur Kenntnis.
Ihre Art sei, streng genommen, erst zur Zeit der Großen Umwertung entstanden.
Dies wurde vor wenigen Tagen bekannt gemacht und es beschäftigt sie seitdem in jedem Gespräch — wie auch jetzt. Dass die Teile ihrer Art erst an die Börsen kommen, wenn sie an Erbauern erprobt worden sind.
Aufgewachsen sei sie mit der Vorstellung, es sei umgekehrt gewesen: Wir hätten ihre Art erzeugt, um auf bewährte Teile, „Organe“, zurückgreifen zu können. Für die Generation ihrer Eltern möge das noch gegolten haben, falle ihr ein.
Ich stimme ihr zu.
Ihre Eltern fehlten ihr, gesteht sie mir.
Ich hatte nach ihnen gefragt, da Henry ja jetzt die Augen ihrer Mutter habe. Nichts an ihr stammt mehr von der älteren Generation.
Sie werde Henry wohl öfter besuchen — auch wenn ihm dies nicht immer recht sei.
„Was gilt noch?“, frage ich sie. Und: „Sind Sie der neue Mensch?“
Jeder Mensch sei ein neuer Mensch, zitiert sie mich.