_RuheStätte_I_
Dieser wiederkehrende Traum. Ereilt mich meist, wenn ich aufgewacht war und wieder einschlief. Ich logge mich halbbewusst in eine Traumwelt ein. Das Setting oft eine Stadt oder — genauer — ein Viertel innerhalb einer mittelalterlichen Stadtmauer. Enge Gassen, aber auch Grünanlagen. „Misstraut den Grünanlagen!“ Tunnelsysteme unter Kopfsteinpflastern und Gebäuden und der Himmel vielleicht eine Kuppel, gläsern. Versatzstücke, sichtlich, aus Kriegsberichterstattung und meiner Erkundung von Urbanität und künstlicher Menschlichkeit. („Künstlich“ im Sinne von „gestaltet“, nicht im Gegensatz zu „natürlich“.)
Es gibt ein Leben außerhalb, ein Wachen, Deutung.
In diesen Träumen spende und empfange ich Organe. Im Wachen, hingegen, weiß ich träumend, luzid, verzichte ich auf maschinelles Dasein, auf Fortleben über das meiner Teile hinaus. So geliehen sie auch sind.
Warum wir Grabstätten pflegen, ging mir dämmernd gestern auf. (An ein Ausloggen kann ich mich nicht erinnern). Wenn wir nicht töten sollen, müssen wir die Namen der Toten bewahren. Würde.
_luzid_(RuheStätte_II)_
Der Ort dieses Traums ist vielleicht eine dieser ewigen Städte. Rom oder Jerusalem. Babylon. Heilige Pforten durchschreite ich. Sie bewahrten mich vor Höllenfahrten, sagte man mir, als ich nicht schlief — und hier bedeutet mir das etwas.
Das Betreten der Traumwelt hat stets etwas von einem Sturz, von einem Taumel. Klagemauer, Petersplatz. Tempel.
„Ich kaufe mein Olivenöl in Neukölln, bei Aldi“, beschimpfe ich den Olivenbaum. (Immer diese Grünanlagen.) Gekränkt, weil ich nie einen erklomm, deute ich luzid. (Wir reisten nie.) Ich bewahre meinen Humor im Schlaf, fällt mir auf. Kurz vor oder beim Erwachen.
Notat am Bettrand.
_Geträumt,(RuheStätte_III-_replacement), _(Entwürfe_III)_
ich sei eine Game-Entwicklerin, die auf Zeitreisen geht. Die Reisen sind nicht Teil ihres Spieles, sondern zunächst ein Vorteil gegenüber Konkurrent_innen. (Ich hatte einen Artikel über Gender-Issues unter Gamer_innen gelesen. Ich bin in meinen Träumen sonst fast nie eine Frau. Die menschliche Hauptfigur meines Buches ist weiblich.) Die Reisen erfolgen durch Sprünge in eigens dafür hergestellte Körper („Hosts“), also, so gesehen, nicht leiblich — und nie in die Zukunft, versteht sich. Um die Erfahrung möglichst lebensecht zu gestalten, werden die Hosts möglichst menschenähnlich entwickelt. (Mir hatte in der Entwicklung meines Buches ein Grund gefehlt, von innen biologisch authentische Menschen herzustellen.)
In einem Folgetraum gelingt es der Gamerin, in geborene Körper einzusteigen, also weiter als in die geplante Vergangenheit zu dringen. Die Besitzer_innen der geborenen Körper stellen sich bei gewissensgetriebenen Recherchen als alle Fälle von Schizophrenie heraus, die historisch jemals dokumentiert wurden.
Schizophrenie wird geheilt.
Es bleiben Widersprüche im Traumaterial.