Geh nur, geh, „art“, lauf ihr doch hinterher, der Sonne. Dem Licht. Lass Dich erleuchten, Du Brillenträger. Raus aus der Bude. Los, hopp-hopp. Gott also nieganzabwesend, ja? Aber eben auch nie ganz da. Unverfügbar, halt. Kennt man. Kann schon sein. Ich seh doch Deine Spuren. Wenn irgendetwas an Dir Deins ist, dann Deine Spuren. Was redest Du da eigentlich. Du bist die Reihe der Erscheinungen, die von Dir kundgeben. Mindestens das. Du … Phänomen, Du. Bist auch irgendwie nie ganz da. Und doch nicht Gott. Hättste gerne, wa‘, art? Atze. Großer Bruder. Du Schöpfer, Du.
Du meinst, Du habest den Humanismus durch, nu müsse der Posthumanismus herhalten. Immer hübsch dekonstruieren. Ist aber nicht so einfach, gell? Scheiß Postpostmoderne. Scheiß Relativismus, Pluralismus. Fucking German Konjunktiv. Denke global, handle lokal. Ja, ja. Wo ist der schöne, überschaubare Bildungskanon, hin, über den Du Dich fröhlich erheben konntest, Du Nietzsche-Freund? Nu sindse tot, Gott, „der“ Autor, Deine Drachen, Deine Helden. „Die“ Familie. Da sitzte nu, vor dem Wüsten Land. The Waste Land. An der leeren Tafelrunde. Wie kriegste das hin, das mit dem Signal-Rausch-Abstand, hier, im Allzugänglichkeits-Daten-Nirvana? Na, nich lieber doch n Verlag? Zu stolz fürn Gatekeeper? Zu faul, zu eitel?
Ein Text sei nie fertig.
Immer wieder sperrt sich etwas neu. Neue Erkenntnisse und Einsichten. Wie ist das mit der Gebürtlichkeit des Menschen? Da hat die Hannah, die letzte Humanistin, nicht mit der Pharma-Industrie gerechnet. Die Pille hat den Posthumanismus eingeleitet, stellst Du heut früh, noch im Halbschlaf, fest. Und Dein kleiner Erdabschnitt dreht sich der Sonne zu. Das waren nicht die Kybernetiker, wie Deine Cyborg-FeministInnen da behaupten. Klar, warum die das übersehen. Unsere Muttis, Atze, die wollten uns nicht. Sie liebten uns, wollten aber nie Mutter sein. Plötzlich einen Menschen an der Backe. So ist das, Atze; Menschen gibt es nur konkret, seit es die Pille gibt. Es gibt ihn nicht mehr, „den“ Menschen, Atze; es gibt nur noch Menschen. Es gibt nicht den Mann, die Frau, den Körper. Es gibt nur Körper. Nein, nicht „nur“, verdammt. Es gibt Körper. Darin haben sie Recht, die FeministInnen. Nicht die Rasse, nicht die Art. Aber im Grunde weißt Du das ja, Atze. Im Grunde wusstest Du das schon Eingangs, als ich Dich schuf.
Es gibt keine KünstlerInnen. Es gibt Kunst. Es gibt Schöpfung; Gestaltung. Fürsorgepflichten.
Komm, Atze, tritt Deine Sohlen an mir ab. An der Sonne da oben, apollinischer großer Bruder, hinterlässt Du keine Spuren.
Chthonischen Gruß,
Deine Keule. Dein Schöpfer.
Ätsch.