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Seit Monaten —nein, seit Jahren — beschäftigen mich die verschiedensten Feminismen, die es so gibt. (In „Drachentöter“ bleibt es bei Anspielungen, aber auch das war schon als patriarchatskritisches Projekt angelegt. Der Tod der Familie, usw. … Dessen Positionen halte ich so nicht mehr, aber da geht es ja um Siegfried, den Frauenversteher und nicht um mich.)  

Im angloamerikanischen Raum spricht man von Wellen und wir befänden uns demnach — zumindest im Mainstream — noch im Schwappen dieser dritten Phase. Na, zumindest sind die Füße derer noch nass, die da am Strand die Brandung genossen. Aber das wellenhafte meine ich nicht, wenn ich von mehreren Feminismen spreche; ich will hier einfach nur, dass FeministInnen unterschiedlicher Bekenntnis sich von dem, was ich hier kritisieren will, nicht vorschnell kränken lassen. Es geht mir eben nicht um Deskreditierung einer ganzen Bewegung.
Ich selbst sehe mich als Feminist, habe als Mann jedoch wenig Anlass, mich zu einer bestimmten Schule zu zählen. Eigentlich geht es mir eher um den Einsatz und (noch eher) um die Legitimierungen von Gewalt als darum, dass es Männer sind, die real die meisten Formen von Macht innehaben. (Den Ökofeministen habe ich jedenfalls abgelegt. Anstelle von Mutter Natur ist mir Papa Nachhaltigkeit wichtig geworden.)

Was mich an vielen Feminismen nervt, ist das manifest moralinsaure, das dann selbsterhöhend quasi automatisch männerfeindlich und somit sexistisch argumentiert. Der Umgang mit Statistiken und Zahlen läuft in diesen Kreisen teilweise so derbe dumm-selbsterfüllend, dass ich den Eindruck bekomme, die Ladies verstecken sich halbbewusst hinter einem gefühlten Schutzanspruch des Subjektiven (siehe unten). Natürlich bedienen sie dabei das Klischee („Rückwärtseinparken“) , dass Frauen den Vollzug formaler Gedankengänge  meiden, womöglich dazu weniger fähig seien als Männer. Aber die abstrakte Fähigkeit (Potenz) wäre (selbst wenn man dran glaubte) hier nicht das Relevante, sondern der konkrete Abbruch der Kommunikation, wenn man auf die objektiven Logik-Fehler hinweist, insbesondere, wenn ein Mann auf sie hinweist.
Ich will diese Eindrücke jetzt nicht belegen, denn mir geht es hier um die Heiligsprechung des Subjektiven, dass etwas, weil es subjektiv sei, vor Kritik zu schonen sei.

Aus der Religionskritik kennen wir das. Man müsse Rücksicht nehmen auf religiöse Empfindsamkeiten, sagen die SeichtatheistInnen. Die meisten KampfatheistInnen wehren sich zu recht dagegen, nicht selber blasphemisch argumentieren zu dürfen. Blasphemie sei ein Delikt ohne Geschädigte, da es Gott nicht gebe; womit sie recht haben. Was ganz schnell auf der Strecke bleibt bei Aufrufen zu öffentlicher Blasphemie, ist in der Regel jeglicher Geist, nicht nur heiliger. Aus berechtigtem Widerstand gegen Maulkörbe wird Spaß — und dann, weil man zu mehreren ist und unter sich, dummer Spott. Die Grenzen sind leider fließend.

Jene Feministinnen (ohne großes I), die nur noch unter sich argumentieren, tragen zur wirklichen Welt nichts bei außer Feindbildpflege. Wer virtuelle Täter konstruiert, entwürdigt Geschädigte vorauseilend, reduziert sie zu Opfern.

Frauen sind benachteiligt in fast allen Gesellschaften, weil sie zu Schutzobjekten degradiert werden. Selbst dort, wo wirkliche Bedrohungen kaum noch wirken. (Sicherheit versus Freiheit; eine sehr präsente Fragestellung.) Im Rahmen des Schutzes, den man ihnen (gefühlt großzügig) nachwievor zukommen lässt, können sie kaum Bündnisse bilden gegen wirkliche Männerwillkür. Frauen waren traditionell regelmäßig diejenigen, die das Elternhaus verließen, wenn sie eine erwachsene Bindung eingingen. Wie wenig relevant dieser Aspekt von Benachteiligung in unserer Single-Gesellschaft wird, muss ich nicht weiter erläutern; Männer bleiben ja auch nicht mehr bei den Eltern. Es bleiben jedoch die Diskurse, die weiterhin männlich dominiert sind. Aus reflexionsarmer, traditionswahrender Beharrung. Die Gestaltung des öffentlichen Raumes ist überproportional männlich bestimmt. Mit den klassisch männlichen Mitteln der Gewalt. Jungs unter sich. Denn zuhause wartet Mutti und schimpft.